Besonderheiten:
Allgemein:
Dieses nördliche Sternbild ist nicht sehr auffallend, aber das 5.
größte am Himmel. Die nördliche Grenze verläuft nahe an
DECL=50 Grad, die südliche erstreckt sich fast hinunter zum
Himmeläquator, DECL=4 Grad. Von Westen nach Osten reicht dieses Sternbild
von etwa RA=15h 50m bis fast zu RA=19h.
Die vier Sterne epsilon Her, zeta Her, eta Her und pi Her bilden
den Asterismus Keystone.
Die Figur des Herkules scheint auf dem Haupt des
Draco zu knieen. Sein ausgestreckter
Arm hält einen Bogen und der Pfeil
Sagitta fleigt direkt zu den beiden
Vögeln, dem Adler, Aquila und
dem Schwan, Cygnus.
Das griechische Wort für die gesamte Figur ist Kornephoros.
Sterne und andere Objekte
Der erste Stern alpha Her, genannt Ras Algethi (arab.:
der Kopf des Knieenden), ist ein roter Überriese (Spektraltyp M5Ib-II).
Seine Helligkeit variiert willkürlich zwischen 3.1 Magnituden und 3.9
Magnituden. Bereits mit einem kleinen Teleskop entdeckt man einen zweiten Stern
von 5.39 Magnituden (die beiden sind physikalich nicht aneinander gebunden).
Dieser 'Begleiter' ist selbst ein Doppelstern, bestehend aus einem G5 Riesen
und einem F2 Hauptreihenstern (in Amateurteleskopen nicht zu trennen).
Die Helligkeit des veränderlichen Sterns S Her schwankt alle 307
Tage von 5.9 mag zu 13.6 mag. er gehöhrt zu der gleichen Klasse variabler
Sterne wie R Ser.
Der veränderliche Stern SZ Her gehöhrt zu den
Bedeckungsveränderlichen. Alle 16 Stunden bedeckt die lichtschwächere
Komponente die hellere und vermindert so die Gesamthelligkeit von 10.2
Magnituden zu 12 Magnituden. Die Bedeckung dauert zwischen 90 und 100 Minuten.
Tom Polakis hat diesen Stern beobachtet und eine Lichtkurve angefertig.
Einzelheiten dazu findet man auf
seine Seite.
Der Doppelstern zeta Her (a 10157) weist eine Periode von 34 Jahren
auf.
Ein gutes Objekt für kleine Teleskope ist kappa Her. Es handelt sich
hierbei um einen G8III mit 5.00 mag und einen K1III mit 6.25 mag Helligkiit.
Ebenso läßt sich das Paar rho Her, eine A0 Hauptreihenstern
von 5.47 mag und ein B9.5 III Stern von 4.52 mag, mit kleinen Fernrohren
auflösen.
Das Doppel u Her besteht aus einem B1.5Vp und einem B5III Stern. Dieses
System erscheint dem bloßem Auge als ein Stern mit einer Helligkeit von
4.82 mag.
Ein attraktives Paar stellt 95 Her dar. Man kann es gut mit einem
kleinen Teleskop beobachten. Di ebeiden Sterne 5. Größe leuchten in
einem silber-goldenen Licht.
Einer der schönsten Kugelsternhaufen am Himmel ist der bekannte
Herkules Haufen, M13.
Dem bloßem Auge erscheint er wie ein Stern 4. Größe. In
kleinen Teleskopen zeigt er sich als ein nebelhafter Fleck der zum Zentrum hin
dichter wird. Größere Fernrohre enthüllen eine fast perfekte
Sternenkugel.
Obgleich M92 fast eine MAgnitude
lichtschwächer ist, handelt es sich doch um ein interessantes Objekt
für kleinere Teleskope.
NGC 6229 ist ein schwachleuchtender Kugelsternhaufen - verglichen mit
den vorherigen zwei. Seine Helligkeit erreicht nur 10 Magnituden.
Der planetarische Nebel NGC 6210 besitzt einen recht hellen inneren
Ring und einen schwächeren äußeren Ring. Die scheinbare
Ausdehnung des letzteren ist 20''x43''.
Das folgende Objekt läßt sich nicht mit einer Amateurausstattung
beobachten: Hercules X1 ist zusammen mit Cygnus X1 wohl eine der
am besten untersuchten Röntgenquellen am Himmel. Das Spektrum von
Hercules X1 zeigt eine Periodizität von tau=1.2378 sec;
innerhalb dieser Zeitspanne dreht sich dieser Stern einmal um die eigene Achse.
Dies ist ein typischer Wert für Pulsare - schnell rotierende
Neutronensterne. Man hat noch eine zweite Periodizität endeckt: alle 1.7
Tage setzen die Signale aus. Offenbar ist Hercules X1 ein Teil eines
Doppelsternsystems. Im September 1970 konnte man den zugehöhrigen Stern
ausfindig machen: HZ Her. Das Doppel befindet sich in einer Entfernung
von etwa 20000 Lichtjahren von uns. Die Masse von Hercules X1 wurde zu
0.9 +/- 0.4 Sonnenmassen bestimmt.
Vom 19. Mai bis zum 19 Juni ist der Meteorschauer der
Tau Herkuliden activ. Das
Maximum der Schauertätigkeit findet am 9. Juni statt (etwa vier Meteore
pro Stunde). In der Datensammlun über Meteorschauer von Gary Kronk findet
man weitere Einzelheiten.
Mythologischer Hintergrund:
In der griechischen Mythologie war Herkules der Sohn des Göttervaters Zeus
und der Alkmene, der Frau des Amphitryon. Zeus kam zu Alkmene in der Gestalt
ihres Gatten.
Wie man sich leicht vorstellen kann, war Hers, die Gemahlin des zeus, von all
dem nicht sehr erbaut; sie brachte es fertig daß Eurysteus der
erstgeborene Sohn von Alkmene wurde. Dieser Sohn gab seinem Halbbruder
zwölf Aufgaben, die er zu lösen hatte: er sollte
den Löwen von Nemea erwürgen,
die Hydra töten,
die Hirschkuh der Diana fangen,
die Stymphalischen Vögel vertreiben der töten,
den Eber von Erymanthes lebendig nach Mykene bringen,
den Stier von Kreta besiegen,
den Augias Stall säubern,
die menschenfressenden Pferde des Königs Diomedes zähmen,
das Wehrgehänge der Hippolyta abnehmen,
die Rinder des Riesen Geryon holen,
die Äpfel im Garten des Hesperiden pflücken (nun, eigentlich pflückte Atlas die &Auuml;pfel während Herkules den Himmel trug) und
den Höllenhund Zerberus aus der Unterwelt holen
(Ovid, Metamorphoses, IX,2).
Hinter all diesen Aufgaben steckte Hera (um Herkules zu verderben, nicht um ihn berühmt zu machen); sein griechischer Name jedoch war "Herakles": "der der durch Hera berühmte".
Zuguterletzt nahmen die Götter ihn als einen der ihren auf und gaben ihm Hebe zu Frau.
C. Kronberg --- 97/06/25 --- smil